Ein Roman zum Träumen
Der Roman "die Mohrin" wurde im Jahr 1998 von Lukas Hartmann beim Fischer Taschenbuchverlag in Frankfurt veröffentlicht. Der Autor wurde am 29. August 1944 in Bern geboren und lebt auch heute noch in der Schweiz.
Der Text handelt von Marguerite, die von einem Schweizer Herr auf Saint-Domingue freigekauft wurde und auf dem Patriziersitz in der Schweiz für seine Familie schuften muss. Die Mohrin hat einen etwa zehnjährigen Sohn, der zusammen mit seiner Mutter von der Freiheit träumt. Die beidem müssen viel Diskriminierung und Ungerechtigkeit erleben. Im Dorf haben die beiden jedoch einige Freunde, die ihnen helfen wollen, Freiheit zu erlangen. Der Vikar hilft den beiden einen Fluchtplan zu entwickeln und die Hausherrin der Kneipe lässt Marguerite heimlich bei sich Geld verdienen. Auf der Flucht nach London werden Louis und seine Mutter jedoch wieder eingefangen und zurückgebracht. Die Mohrin stirbt am Ende des Romans, da sie im Estrich eingesperrt wurde und Louis flüchtet ins Emmental.
Das Werk ist zwar eines der bekanntesten Bücher des Autors, hat in der literarischen Welt jedoch nicht einen besonders wichtigen Wert. Inspiration für das Buch fand Hartmann, als er in seiner Familie von einem Mischlingsvorfahren erfahren hatte. Er versuchte zunächst, die Eltern des Jungen ausfindig zu machen. Als man ihn fragte wer seine Eltern waren, konnte er sich nicht mehr an die Namen erinnern. Er wusste nur noch, dass seine afrikanische Mutter Sklavin in West-Indien gewesen war und dass sie gestorben war. Der Junge hatte auch keine Erinnerungen mehr daran, wo er gewohnt hatte. Diese Informationen findet man ganz am Anfang des Buches im Prolog.
Der Satzbau des Romans ist verständlich gegliedert. Die Sprache ist einfach gehalten und der Roman wurde nicht unnötig in die Länge gezogen. Es gibt ausserdem Symbole und Motive, etwa der Baron Cimentière-Boumba oder die Fantasien von Louis. Wenn etwas positives geschieht, spricht Louis ausserdem oft von Gerüchen. Der Satzbau ist auch abwechslungsreich, da es viele Beschreibungen und relativ viele Adjektive gibt, diese aber trotzdem nicht zu lange behandelt werden. Der Text wechselt auch immer wieder zwischen kurzen und langen Sätzen ab, was ihn nicht zu kompliziert macht. Die Handlung ist ebenfalls zusammenhängend und logisch. Es gibt Intertextuelle Bezüge zur Bibel und auch einige geschichtliche Ereignisse, wie der Tod des Königs in Frankreich und die Haitianische Revolution.
Für den Leser ist das Buch nicht sehr anspruchsvoll zu lesen. Jedoch muss man viele Situationen selbst interpretieren, da das Buch aus Louis’ Sicht geschrieben ist. Der Leser wird am Anfang der Geschichte direkt in die Träume des Jungens geworfen und man braucht eine kurze Zeit, sich in der Geschichte zurecht zu finden.
«Die Mohrin» kann dem Leser ebenfalls einige Ratschläge und eine Moral mitgeben. Das Buch vermittelt, dass du immer träumen sollst und die Hoffnungen auf ein besseres Leben nie aufgeben darfst, wenn es dir schlecht geht. Deine Fantasien ermöglichen dir eine Flucht in eine andere Welt, wo du frei sein kannst. Ausserdem sollst du andere Menschen immer mit Respekt behandeln und sie nicht wegen Hautfarbe oder anderen Sitten und Religionen verurteilen.
Der Roman ist eine recht interessante und aussergewöhnliche Geschichte, da sie aus der Sicht Louis’ ist, aber trotzdem in der dritten Person geschrieben ist. Uns hat das Buch ebenfalls sehr gefallen, weil uns die Geschichte viel zum Nachdenken anregte. Wir haben gut gefunden, dass sich der Roman so viel auf den geschichtlichen Hintergrund bezogen hat. Auch gefällt uns, dass der Autor sich von seinem Stammbaum inspirieren liess und eine Geschichte über den Mischling, von dem er abhängig ist, erfunden hat. Wir haben neue Fakten über die Sklaverei und das Leben in der Schweiz zu dieser Zeit erfahren können. Die kindlichen Überlegungen machten, dass man selbst Raum hatte, Dinge zu interpretieren. Jedoch war das Buch nicht immer gleich spannend, da es vom Alltag erzählte, der immer etwas ähnlich ist.
Wir konnten uns sehr gut mit den beiden Hauptpersonen identifizieren. Die Demütigungen der beiden, konnten wir sehr gut mitfühlen. Wir fanden, dass Luis und Marguerite so gut wie möglich versuchten die Dinge positiv zu sehen, obwohl im Roman eher eine bedrückende Stimmung herrschte. Die Familie Wyssenbach war uns nicht sonderlich sympathisch, weil sie die beiden so schlecht behandelten. Ausserdem haben wir auch mit Marguerite und Louis mitgefühlt, als sie geflüchtet sind, oder als die Mohrin starb.
Was wir schade fanden, war dass die Mohrin und Louis nicht nach London kamen und dass die Geschichte kein Happy End hatte. Jedoch ist sie sehr realitätsnah geblieben und schliesslich gibt es leider nicht immer ein glückliches Ende im realen Leben.
Empfehlen würden wir den Roman Leuten, die gerne Historische Romane lesen und denen es nichts ausmacht, über den Alltag zu lesen. Ausserdem sollte man offen für die kindlichen Erzählungen Louis’ sein.